Wie Sex im Laufe einer Beziehung immer besser wird

Vor ein paar Tagen habe ich hier auf Jadesaft zu erklären versucht, warum Sex in einer jahrelangen Beziehung tatsächlich besser wird (siehe hier). Heute möchte ich das Thema fortsetzen: Es ist nicht etwa so, dass der Sex im Laufe einer langen Beziehung besser werden muss. Damit das passiert, ist nicht nur ein emotionales Fundament eine Voraussetzung (sieher hierzu ebenfalls den letzten Bericht), sondern es hilft auch ungemein, wenn die Partner daran mitarbeiten.

Am Anfang, wenn alles noch aufregend ist, da ist alles ganz einfach. Aber wie jeder weiß und vermutlich schon mehr als einmal erlebt hat: Die Aufregungen der ersten Zeit, die „Schmetterlinge“, vergehen langsam. Das ist normal. Leider vergehen sie meist viel schneller, als sich das Gefühl der Vertrautheit einstellt. Das ist eine schwere Zeit für die Beziehung. Sex ist zwar immer noch schön, aber die erste, heiße Lust ist raus.

Alles, was hier bisher beschrieben wurde, sind vermutlich jedem wohlbekannte Tatsachen. Aber wenn wir es doch alle wissen, warum tun wir nicht von Anfang an etwas dagegen? Wie schaffen wir es, dass der Sex – trotz verschwindender Schmetterlinge – besser wird?

Die langfristige und vielleicht überraschende Antwort auf diese Frage beschrieb ich in meinem letzten Artikel: Vertrautheit ersetzt die Schmetterlinge – und sie gleicht den Verlust der Schmetterlinge tatsächlich vollkommen aus.

Heute möchte ich das Thema Vertrautheit um die folgenden drei Bausteine ergänzen: Vertrauen, Wissen, Fantasie.

Vertrauen
Unbedingtes, gegenseitiges, und dauerhaftes Vertrauen ist eine wichtige Voraussetzung, damit sich im Laufe der Zeit Vertrautheit einstellen kann. Dieses Vertrauen ist nichts, was sich schon in ein paar Wochen einstellt. Vertrauen lebt von der Erfahrung, dass der andere mir nichts tut, mich nicht auslacht, meine Schwächen akzeptiert. Dass der Partner da ist, wenn er gebraucht wird. Das er verschwiegen ist, verlässlich. Vertrauen bedeutet auch, viel miteinander zu reden, um den Partnern Stück für Stück zu erlauben, sich gegenseitig besser zu verstehen. Vertrauen wächst langsam, es aufzubauen braucht viel Zeit. Darum ist es sinnvoll, in einer Beziehung so früh wie nur möglich damit anzufangen.

Wissen
Wissen ist etwas, dass viele Frauen und Männer leider vollkommen unterschätzen. Es geht dabei um dreierlei:
Zum Ersten geht es um das Wissen über den Partner. Von der ersten Sekunde einer Beziehung an ist es die allerwichtigste Aufgabe, sich jedes Detail vom Partner zu merken! Es geht darum, jede Vorliebe, jeden noch so kleinen Wunsch, jede erogene Zone, jede einzelne Raktion des Partners wahrzunehmen – und sie sich zu merken. In vielen Posts in diesem Blog steht die Aufforderung, sich seinen Partner genau anzusehen, zum Beispiel dann, wenn der Partner sich mit einem Spielzeug selbst Lust bereitet (zum Beispiel hier). Neben der Tatsache, dass das Zuschauen viel Spaß macht und die eigene Lust anfacht, kann man in solchen Momenten unglaublich viel über seinen Partner lernen. Wo streichelt sie/er sich? Wie? Schnell oder langsam? Fest oder ganz weich? Wie mag er/sie es am Anfang? Und wie verändert es sich, wenn der Höhepunkt naht? Hier gilt vor allem eines: Aufpassen und Lernen!

Zum Zweiten geht es um das Wissen über sich selbst. Da ist oft schon einiges vorhanden, aus vergangenen Beziehungen, aus eigenen Entdeckungstouren… es ist wichtig, dass man seine eigenen Wünsche, Vorlieben und Abneigungen kennt. Und mit jeder neuen Beziehung lernt man auch immer etwas neues über sich selbst. Jeder Partner schafft es früher oder später, uns mit etwas neuem zu konfrontieren. Mag man das? Ist man neuem gegenüber überhaupt aufgeschlossen? Welche Dinge sind schön und welche sind abschreckend? Auch für sich selbst gilt: Aufpassen und Lernen.

Und zum Dritten geht es über allgemeines Wissen zum Thema Sex. Es gibt unglaublich viele Informationen zu diesem Thema. Natürlich ist eine Menge Unsinn darunter, manches sind gern wiederholte Sex-Irrtümer, vieles wiederholt sich einfach immer wieder und längst nicht alles ist auf jeden anwendbar. Aber es gibt auch eine Menge Wissen, welches tatsächlich nützlich ist. Denn nicht alles kann und muss jeder mit dem Partner unbedingt selbst herausfinden. Die Suche nach Wissen ist der Grund, warum fast jede Zeitschrift eine Sex-Ratgeber-Ecke hat, warum so viele Bücher zum Thema Sex verkauft werden – und warum dieses Blog, wie auch tausende anderer zu diesem Thema, gelesen wird.

Ein gutes und umfassendes Allgemeinwissen zum Thema Sex ist hilfreich und auf keinen Fall überflüssig, aber es ist nicht zwingend notwendig. Das Wissen vor allem um meinen Partner, aber auch um mich selbst, sind jedoch der zweite, viel zu oft unterschätzte Baustein, der für lebenslang erfüllenden Sex notwendig ist.

Fantasie
Der dritte notwendige Baustein heißt Fantasie! Auch hier ist es so, dass gerade am Anfang einer Beziehung oft jede Menge Fantasie eingesetzt wird – zum Beispiel, um den Partner das erste mal ins Bett zu bekommen. Ist aber die erste Lust heraus aus der Beziehung, verlieren die Partner nur all zu oft auch ihre Fantasie. Das ist schade, denn dies ist der dritte, notwendige Baustein für immer besseren Sex. Nutzt das Wissen, dass ihr über den Partner gesammelt habt und lasst Eure Fantasie spielen. Es gibt tausende von tollen Tipps, Tricks und Kniffen in den diversen Sex-Ratgebern, die helfen können, die eigene Fantasie anzuregen. Diese sind jedoch rein gar nichts wert, wenn ihr nicht wisst, was euer Partner gern mag.

Es ist eben nicht jede Frau begeistert, wenn tausende von Rosenblüten im Bett liegen. Nicht jeder Mann findet es toll, bei jedem Akt eine neue Stellung einzunehmen. Nicht jede Frau mag es, wenn Mann seine Finger über ihre hochsensible Klitoris rubbelt und nicht jeder Mann mag es, wenn sie sein bestes Stück mit den Zähnen reizt. Andere Frauen und Männer mögen jedoch genau dies.

Daher ist es von entscheidender Bedeutung, zunächst so viel Wissen wie möglich über den Partner zu sammeln. Am besten hört ihr vom ersten Moment Eurer Beziehung an genau zu, was er oder sie Euch erzählt – mit Worten, mit Taten und mit Reaktionen. Und dann lasst Eure Fantasie spielen. Es geht dabei nicht darum, immer neues auszuprobieren – oft geht es einfach darum, das bekannte neu zu verpacken. Die meisten Menschen mögen gar nicht so gern ständig etwas neues ausprobieren. Im Gegenteil, gerade auch ein gewisses Maß an Routine macht den Sex besser. Es geht – wie so oft im Leben – um die richtige Mischung.

Und noch ein ganz wichtiger Punkt zum Thema Fantasie: Es sind nicht die wenigen, „großen Veranstaltungen“, die das alltägliche Liebesleben beflügeln. Natürlich sind „groß angelegte Sex-Events“ – zum Beispiel zum Jahrestag der Beziehung oder zum Geburtstag des Partners oder einfach, weil es mal wieder dran ist – in einer Beziehung auch wichtig und sollten keinesfalls fehlen. Aber dauerhaft beflügelt wird das Liebesleben im Laufe der Jahre vor allem von vielen kleinen Dingen!

Zwei Beispiele, was damit gemeint ist
Ein Beispiel für Männer: Überrascht Eure Liebste doch mal damit, dass ihr einen knackigen String anzieht, macht morgens – ohne das sie es mitbekommt – davon ein Handyfoto (am besten von Eurem Po – Frauen mögen diese Seite) und sendet es Eurer Liebsten am Vormittag per MMS. Sie wird es gar nicht erwarten können, Euch wieder zu sehen…
Ein Beispiel für Frauen: Besorgt Euch eine große, rote Schleife oder ein sehr langes, breites rotes Geschenkband. Zieht etwas nettes zur Nacht an, bindet Euch die Schleife wie bei einem Geschenk um den ganzen Körper (Achtung, das erfordert etwas Zeit und Geschick) und erwartet Euren Liebsten so unter der Bettdecke. Ihr werdet kaum glauben, was eine einfache Schleife bewirken kann…

Nicht vergessen, das sind nur Beispiele – denkt Euch etwas aus, das in Eure Beziehung passt und vor allem, das Eurem Partner Freude und Lust bereitet (nein, liebe Männer, es macht Frauen überhaupt keine Freude, dauernd Dessous geschenkt zu bekommen). Was genau Euren Partner erfreut und ihr oder ihm Lust macht, das solltet Ihr natürlich wissen (s.o.). Wichtig ist dabei vor allem eines: Denkt Euch regelmäßig etwas neues aus! Das muss keinesfalls jeden Tag sein, nichtmal jede Woche, aber Ihr solltet doch immer wieder eine kleine Überraschung für euren Partner vorbereiten.

Fazit
Vertrauen, Wissen und Fantasie sind Bausteine, um in einer jahrelang andauernden Beziehung Vertrautheit aufzubauen. Der Weg ist keinesfalls immer einfach, aber die Beziehung die man damit erlangt – und der Sex – sind es auf jeden Fall Wert, sich auf den Weg zu machen.

Zum Schluss…
Dieses Blog bietet sicher nicht die allumfassende Lösung für Langzeit-Beziehungsprobleme. Es ist eine (unvollständige) Zusammenfassung persönlicher Erfahrungen. Manch weiterer Aspekt wird vielleicht in einem späteren Post seinen Platz finden (wie beispielsweise die weitreichenden Auswirkungen der Geburt von Kindern auf das Liebesleben der Eltern). Die Beziehungen zwischen den Menschen sind so bunt und unterschiedlich, wie die Menschen selbst. Aber vielleicht hilft es ja der einen oder dem anderen diese Erfahrungen zu teilen – und sei es nur, um hier in einem Kommentar zu sagen, dass alles ganz anders ist. Wir würden uns über Feedback und Kommentare freuen – und auch gern aus Euren Erfahrungen lernen.

5 Kommentare zu “Wie Sex im Laufe einer Beziehung immer besser wird

  1. Super interessanter Artikel, sich das auch in einer langen Beziehung immer mal wieder bewusst zu machen ist sehr wichtig. Jedes Detail über seinen Partner zu wissen ist unheimlich wichtig und macht eine Beziehung ja auch aus. Jeden Wunsch zu kennen und versuchen ihn irgendwie und irgendwann zu erfüllen. Mein Schatz hat zum Beispiel einen Sexuellen Wunsch geäußert doch ich habe damit eigentlich ein Problem mit was er auch weiß, aber ich werde ihm dem Wunsch dennoch erfüllen in dem ich ihn mit etwas verbinde was ich mal versuchen möchte wovon er aber noch nichts weiß 😉
    Das wird spannend und belebt sicher auch unser Sexleben wieder etwas.

    • jadesaft sagt:

      Das klingt aufregend – viel Spaß dabei! 😉
      Was ich in diesem Artikel noch etwas vernachlässigt habe, ist die Tatsache, dass die persönlichen Vorlieben nicht unveränderlich sind – im Gegenteil verändern sich beide Partner im Laufe einer langen Beziehung. Darum ist es so wichtig, niemals mit der Aufmerksamkeit nachzulassen… hm, das klingt, als gäbe es wohl noch eine weitere Fortsetzung dieses Artikels 🙂

  2. Volker sagt:

    Warum ist denn die Vertrautheit so wichtig?

    Damit die Partner sich entspannen können, damit Sicherheit entsteht, damit ein Boden bereitet wird für die Extase. Vertrautheit bedeutet nicht Langeweile und Entspannung bedeutet nicht Passivität. Es entsteht ein Prickeln, ein Strömen und eine Basis für das Loslassen. Die Hingabe an den Moment. Wow.

    Schöner Artikel – macht weiter so…

    • jadesaft sagt:

      Danke Volker.
      Es ist schön, Feedback zu bekommen, wenn man sich getraut hat, so persönliche Gedanken einmal „öffentlich“ auszusprechen.

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