Schmerzhafte Lust

[jadesaft] Es begann irgendwann im zweiten Jahr des Zusammenseins, während eines heftigen Jadespiels. Sie kniete auf dem Bett, er dahinter, seinen Jadestengel tief in ihrer Jadetür versenkt. Die Lust war deutlich hörbar, fast hätte man sie in der Luft greifen können. Aus einer Laune heraus klatschte er ihr auf einmal mit der flachen Hand auf den nackten, heißen Po. Der Schlag war nicht gerade zärtlich, und so stöhnte sie auf – aber nicht allein wegen des Schmerzes, sondern aus purer, zusätzlicher Lust, die dieser plötzliche Schmerz ausgelöst hat. Und so folgten dem ersten Schlag noch zwei, drei weitere, bevor die Lust beide lautstark mit sich riss. Es war irgenwie überraschend, seltsam, wie ein unsicherer Schritt in einem stockdunklen Raum. Aber es war auch verdammt erregend.

So hatte es damals begonnen. Es blieb jedoch nicht bei den kleinen Schlägen während des Jadespiels. Das Vergnügen an der schmerzhaften Lust brachte ganz neue Facetten ins Spiel. Bald waren die ersten Seidentücher da – das Gebunden-sein sorgten für ein zusätzliches Gefühl des Ausgeliefert-seins. Aus den Seidentüchern wurden Fesseln, Ketten, Handschellen – dafür gibt es jede Menge ausgesprochen praktischer und brauchbarer Spielzeuge. Irgendwann war auch die erste Peitsche da, eine ganz weiche aus pinkfarbenen Latexfasern. Später kam auch eine etwas härtere aus Leder hinzu.

Was passierte da? Was passierte da mit uns?

Es ist interessant, sich die Geschichte von damals wieder vor Augen zu führen. Nein, sie mochte es überhaupt nicht, geschlagen zu werden. Nicht auf den Po, noch sonstwohin. Selbst ein liebevoller Klaps auf den Po, wie ihn Männer – und glücklicherweise zunehmend auch Frauen –  im Übermut gerne mal austeilen, tat einfach nur weh und war von ihr überhaupt nicht erwünscht. Und er? Er wäre niemals auf die Idee gekommen, sie oder irgendeine andere Frau zu schlagen (abgesehen von eben jenem liebevoll überschwänglichen Klaps auf den Po).

Erstaunlicherweise änderte sich all dies im Moment gemeinsamer, berauschender Lust. Ihr bereitete der sonst unerwünschte Schmerz auf einmal unglaubliches zusätzliches Vergnügen, eine zusätzliche Lust, die weit über das normale Empfinden hinaus ging. Und die überraschend heftige Lust, die sie ganz offensichtlich durch seine Schläge empfand, erregte ihn unglaublich.

Das ganze ist jedoch ein höllisch gefährliches Spiel. Sich von seinem Partner oder seiner Partnerin schlagen zu lassen, setzt tiefes und umfassendes Vertrauen voraus. Und egal, welche Rolle von wem übernommen wird – die Verteilung kann natürlich auch genau umgekehrt sein – derjenige, der die Schläge austeilt hat eine sehr, sehr große Verantwortung! Als aktive Partnerin oder aktiver Partner ist es von entscheidender Bedeutung, immer die Kontrolle zu behalten. Niemals darf auch nur ein einziger Schlag gegen den Willen des anderen Partners ausgeführt werden. Niemals darf ein Schlag zu hart sein, zu viele Schmerzen verursachen. Es bedarf eines liebevollen Einfühlungsvermögens in den anderen, um gerade eben das Maß an Gewalt auszuüben, das dem anderen oder der anderen mehr Lust als Schmerz bereitet.  Solange der aktive Partner seine Lust aus dem lustvollen Erleben des anderen zieht, bildet dies eine Art natürlichen Schutz. Wenn jedoch der schlagende Partner plötzlich Lust am Schlagen und Quälen selbst entwickelt, dann ist allergrößte Gefahr im Verzug!

Bei uns funktionierte es jedoch gut. Ich werde nie jenen ganz einmaligen Abend vergessen… sie, nackt,  angekettet an einen Holzstuhl ohne Armlehnen, die Augen verbunden. Er, ausgestattet mit Eiswürfeln, Öl, heißem Wachs brennender Kerzen, der pinkfarbenen Peitsche und noch ein paar anderen, netten Spielsachen… Ein unvergesslicher Abend voller Begierde, Lust und Leidenschaft. Glücklicherweise hatten wir auch einen Fotoapparat dabei… 🙂

Diese Spielart des Jadespiels ist ganz bestimmt nicht für jedes Paar das richtige. Die größte Schwierigkeit besteht eigentlich für alle Paare und Beziehungen darin, herauszufinden, was von den vielen Möglichkeiten und Spielarten man eigentlich gemeinsam mag. In welchen dunklen Zimmern man bereit ist, ein wenig Licht zu machen – und fast noch wichtiger: welche Dunkelheiten man unter keinen Umständen zu erhellen bereit ist. Um gemeinsam neues, lustbringendes Terrain zu erkunden braucht man eine Basis aus gegenseitiger Achtung, Fürsorge, Respekt und tiefem Vertrauen.

Für uns bedeutete schmerzhafte Lust: Sie erklomm ganz neue Gipfel der Lust während er sich daran berauschte, soviel Macht über ihre Lust zu haben (Männer sind simpel, gib ihnen ein bisschen Machtgefühl und sie tun, was Du möchtest ;-)).

Und dann? Nach der heißen Zeit des aufregend Neuen verblasste der Reiz langsam. Wir stellten fest, dass ein Jadespiel auch ohne schmerzhafte Lust ausgesprochen lustvoll ist. Und dann bleibt die Peitsche irgendwann im Schrank, die Fesseln werden wieder eingepackt und die Handschellen zusammengelegt. Aber ganz bestimmt nicht für immer. Das ist das schöne an solchen Erfahrungen – hat man erst einmal entdeckt, dass etwas viel Spaß macht, dann kann und wird man früher oder später auch ganz bestimmt wieder darauf zurückkommen. So bekamen all die lustbringenden Spielzeuge einen Platz nicht weit vom Bett entfernt, wohl verwahrt und jederzeit einsatzbereit.

Der größte Reiz des Jadespiels liegt einfach in dem gemeinsam Erleben von Abwechslung zwischen liebevoll vertrauter Routine und aufregend überraschenden Entdeckungen.